Kontext

Historischer Kontext

Die Zeit bevor sich die RAF gegründet hat, war von vielen Umbrüchen geprägt, doch der Auslöser dafür fand seinen Ursprung bereits nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit dem Neuanfang im Jahr 1945 bestand die Hoffnung der Kommunisten eine entnazifizierte, demokratische und sozialistische Gesellschaft aufzubauen, jedoch wurde dieser Plan schnell durchkreuzt, denn in den Alliierten Besatzungszonen gerieten die Ziele Antikommunismus, Verdrängung der nationalsozialistischen Verbrechen und das Voranbringen des Wirtschaftswunders immer mehr in den Vordergrund. Außerdem waren die neuen Ziele der US-amerikanischen Außenpolitik nun Antikommunismus und der Kalte Krieg.

Nach den Bundestagswahlen im August 1949 wurden in den 1950er Jahren wieder Mitglieder der KPD, wie in Zeiten des Nationalsozialismus, verfolgt bis die Oppositionspartei nach ihrem Verbot schließlich 1956 zerschlagen wurde. Das Ziel der Regierung war es die Remilitarisierung trotz zahlreicher und umfassender Proteste voranzutreiben. Des Weiteren wurden erste Entwürfe für die Notstandsgesetze präsentiert, damit im Ausnahmezustand bestimmte Grundrechte außer Kraft gesetzt werden konnten, um „die innere Sicherheit“ zu bewahren.

Trotzdem hatte selbst in den 1960er Jahren noch keine Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit stattgefunden und inzwischen hatten viele ehemalige NS-Funktionäre eine wichtige gesellschaftliche Position erlangen können, ohne für ihre kriminelle Vergangenheit je bestraft worden zu sein. Außerdem prägte der Kampf der US-Armee gegen die Guerillaorganisationen in Vietnam die Zeit, denn die USA versuchten ihre ökonomische und militärische Machtposition in vielen Ländern auszubauen, unter anderem mit Hilfe von einer erhöhten Militär-Präsenz. Viele tausend Studenten gingen daraufhin auf die Straße, um gegen den grausamen Krieg, den die USA in Vietnam führte, zu protestieren. Die von den Studenten ausgehende Protestwelle fand ihren Ursprung allerdings schon in Jugendrevolten, die sich im Kampf gegen die autoritäre und spießige Gesellschaft in München im Jahr 1962 Straßenschlachten mit der Polizei lieferte. Die Studentenbewegung erfreute sich in den folgenden Jahren reger Beliebtheit und so kam es zu zahlreichen Demonstrationen in mehreren deutschen Städten, an denen mehrere tausend Studenten teilgenommen haben. Hierbei bildete der Vietnam-Krieg das Kernthema der Proteste. Die oben angeführten Punkte waren aber ebenfalls Themen der Proteste. Nachdem viele Demonstrationen nicht den erwünschten Erfolg gebracht hatten, erfreuten sich die Protestteilnehmer an immer direkteren Unternehmungen. Am 02. Juni 1967 kam es dann in Berlin zum Tod des politisch aktiven Studenten Benno Ohnesorg durch einen Polizisten woraufhin weitaus mehr als 10.000 Menschen an seinem Begräbnis teilnahmen. Anschließend wurden auch mehrere Kongresse abgehalten, bei denen sich das Motiv von nicht mehr im gesetzlichen Rahmen stattfindenden Aktionen bei Protesten herauskristallisierte.

Nach dem Internationalen Vietnamkongress am 17./18 Januar 1968 in West-Berlin und dem „Massaker von My Lai“ am 16. März beteiligten sich zahlreiche Menschen an Demonstrationen, außerdem legten Andreas Baader, Thorwald Proll und Horst Söhnlein Brandsätze in zwei Kaufhäusern in Frankfurt, welche unter dem Motto „die Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber den Morden in Vietnam“ agierten.

Der politische Aktivist und als Wortführer der Studentenbewegung bezeichnete Rudi Dutschke wurde am 11. April durch Schüsse eines rechtsradikalen so stark verletzt, dass er an den Spätfolgen 1979 starb. Demonstrationen mit Blockaden und Straßenschlachten waren die Folge. Es gab viele Schwerverletzte und es starben zwei Menschen. Die Diskussionen der Außerparlamentarischen Opposition (kurz: APO) stellten die Notwendigkeit von Gegengewalt in den Mittelpunkt. Am 4. November kam es bei der „Schlacht am Tegeler Weg“ zu 130 verletzten Polizisten und sie wurden zudem von den Demonstranten in die Flucht geschlagen. Anlass dafür war ein Ehrengerichtsverfahren gegen den Rechtsanwalt Horst Mahler, der Anwalt von z.B. Andreas Baader war. Im selben Jahr wurde auch noch mit schweren Auseinandersetzungen gegen die Fahrpreiserhöhung im öffentlichen Nahverkehr demonstriert.

Demonstrationen kamen 1968 nicht nur gehäuft in Deutschland sondern in der ganzen Welt vor. Die in Paris beginnende „Mai-Revolte“, bestehend aus Millionen von ArbeiterInnen und StudentInnen, begann mit der Besetzung der Pariser Universität und Protest gegen Disziplinierungsmaßnahmen. Es dauerte Monate bis die Protestanten zurückgedrängt werden konnten. Auch in Italien, Ankara und Istanbul wurden zahlreiche Universitäten besetzt. Andere Unruhen verursacht von Studenten gab es in Rio de Janeiro, Santo Domingo und Tokio. Proteste in Mexico-City wurden am 6. August, zwei Monate vor der Eröffnung der Olympiade, vom Militär niedergeschossen. Es starben fast 500 Menschen.

In Staaten des Warschauer Paktes fanden Proteste gegen die Regimes statt. In den osteuropäischen Ländern war eine kulturrevolutionäre Protestbewegung entstanden, welche sich auf Theoretiker wie Block Lukacs oder Mao Tse Tung beriefen. In einem gemeinsamen Demonstrationsaufruf schrieben die Studenten der West-Berliner Universitäten: „Die militärische Intervention hat den Kräften des proletarischen Internationalismus erneut gezeigt, wie notwendig ihr Kampf gegen jede Form bürokratischer Herrschaft in den verschiedenen Gesellschaftssystemen ist. Es lebe die sozialistische Weltrevolution!!!“ Die APO wählten zunehmend militante Auseinandersetzungen als Aktionsform. Am 50. Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden Fensterscheiben eines Berliner Kaufhauses eingeworfen. Folge davon waren 500 000 Mark Sachschaden. Es gab weitere Demonstrationen in Frankfurt und Hannover. Die „Aktion Roter Punk“ bewirkte, dass die Fahrpreiserhöhung zurückgenommen wurde. Im Sommer 1969 kam es zu zahlreichen heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei nachdem elf Bundeswehrdeserteure verhaftet und nach Westdeutschland ausgeliefert wurden. Das vom 15. bis 21. Juli stattfindende „Knastcamp“ war ein wichtiges Treffen für die Entstehung der Gefangenenbewegung und der Gruppen, die außerhalb der Knäste Gefangene unterstützten. Spätere RAF-Mitglieder und Mitglieder anderer militanter Gruppen nahmen daran teil. Im September gab es bundesweit Massenstreiks im Bergbau und in der Metall- und Elektronikindustrie und Demonstrationen gegen die Abschlusskundgebung der NPD zur Bundestagswahl. 1968 und 1969 gab es bundesweit auch eine Vielzahl von Anschlägen gegen US-amerikanische Einrichtungen. Es wurden „Die Verdammten dieser Erde“, „Theorie und Methode des Guerilla-Krieges“, der Kampf der Black Panther in den USA und Erfahrungen der chinesischen Kulturrevolution diskutiert.

Am 2. April 1968 verübten Gudrun Ensslin und Andreas Baader einen Brandanschlag auf zwei Frankfurter Kaufhäuser und wurden daraufhin zu drei Jahren Haft verurteilt, der sich Gudrun Ensslin aber entziehen konnte. Andreas Baader dagegen wurde verhaftet, es wurde ihm aber am 14.05.1970 ein Besuch der Bibliothek des „Zentralinstituts für soziale Fragen“ ermöglicht. Ulrike Meinhof, eine populäre Journalistin sollte mit Baader dort an einem Buch arbeiten. Den Besuch nutzten sie um Baader aus der Haft zu befreien. In der folgenden Zeit entstand so um Baader, Meinhof, Ensslin und Mahler die Baader-Meinhof-Gruppe, die Vorstufe der RAF. Sie waren alle von der Studentenbewegung motiviert worden, nur waren ihnen schlichte Demonstrationen nicht erfolgreich genug, weshalb sie immer gewaltvollere und brutalere Anschläge auf Banken, US-Armee Stützpunkte und Politiker verübten. Zusammenfassend kann man deshalb sagen, dass sich die RAF aus den Beweggründen der Studentenbewegung heraus gebildet hat und sie für die Durchsetzung ihrer Ansichten Attentate verübten.

Quellen:

  • https://www.nadir.org/nadir/archiv/PolitischeStroemungen/Stadtguerilla+RAF/RAF/raf-texte+materialien.PDF
  • https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/studentenbewegung/index.html
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